6. August 2017

The Hate U Give (T.H.U.G.) - Angie Thomas


Autorin: Angie Thomas | Titel: The Hate U Give (T.H.U.G.) | Roman/ Jugendbuch | cbt | ISBN 978-3-570164822 | 24. Juli 2017 | Gebunden mit Schutzumschlag | 512 Seiten

"Hör zu! The Hate U - also mit dem Buchstaben U geschrieben - Give Little Infants Fucks Everybody. T-H-U-G L-I-F-E. Das bedeutet, was die Gesellschaft uns als Kinder antut, das kriegt sie später zurück, wenn wir raus ins Leben ziehen. Kapiert?"
"Yeah, verdammt." S.26

Starr ist 16 Jahre alt und lebt ihr junges Leben irgendwo zwischen zwei Welten. Da ist das Viertel, in dem sie wohnt. Verarmt und voller Kriminalität. Gewalt, Dealer, Gangs und ständiger Angst. Und die Privatschule, auf der sie fast die einzige Schwarze ist. Mit den Weißen, die die Gewalt ihres Alltags nicht kennen und verstehen und denen sie nur die Schul-Starr zeigt. Die, die keinen Slang benutzt und ihre Klappe nicht so extrem weit aufreißt wie sonst. Als Starrs bester Freund Khalil vor ihren Augen von einem Polizisten erschossen wird, ist nichts mehr wie zuvor. Sie ist die einzige Zeugin und steht plötzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie weiß nicht, ob sie die Gefahr einzugehen bereit ist, die eine öffentliche Aussage bedeuten würde. Und es ist nicht nur die Polizei, die Starr unter enormen Druck setzt, sondern auch der größte Gangboss und Drogendealer ihres Vierteles. Und dann sind da noch die ganzen Menschen, die landesweit für Kahlil und sein Recht auf die Straße gehen und aber auch diejenigen, die in ihm bloß einen thug ohne Namen sehen. Aber was oder wer Khalil auch war. Er war Starrs bester Freund.

Schonungslos. Das ist eines der ersten Wörter, die mir zu The Hate U Give einfallen. Ein Jugendbuch und dennoch erzählt Starr ihre Geschichte mit einer schonungslosen Ehrlichkeit, die nicht anders kann, als zu berühren. Es geht um die Polizeigewalt in den USA und Hilflosigkeit, um Rassentrennung, die irgendwie immer noch spürbar ist, um Kriminalität, die zum Alltag gehört. Und irgendwo dazwischen versucht Starr trotzdem noch ein normales Leben einer 16- Jährigen zu führen. Erschreckend war nicht die Gewalt an sich, sondern eher mit welcher Ruhe und Routine Starr und ihre Familie ihr begegnen.

"Pac [...] ging es genauso um die Stärkung der schwarzen Bevölkerung[...]. Er hat zum Beispiel das Wort Nigga genommen und ihm eine ganz neue Bedeutung gegeben - Never Ignorant Getting Goals Accomplished - Niemals dumm, jemand, der seine selbst gesetzten Ziele erreicht." S.194

Und dann ist da noch Chris, Starrs Freund. Und der ist weiß, was zu noch mehr Diskussionen führt. Rassismus, der auch in die andere Richtung funktionieren kann. Er und Starr und alle anderen Figuren in The Hate U Give sind mir sehr nah gegangen. Letztendlich sind sie alle wahnsinnig mutige Menschen und das unabhängig ihrer Hautfarbe oder woher sie kommen. Mutig in dem Sinne, dass man sehr wohl Angst hat, sich diese aber trotzdem stellt. Dass man trotzdem auf die Straße geht und den Mund aufmacht für das, was gerecht ist.

Es geht nicht nur um Starrs Khalil, sondern alle Khalis, die es schon gab und die noch kommen werden. Alle Schwarzen, die von weißen Polizisten erschossen wurden, obwohl sie unbewaffnet waren und keinerlei Gefahr darstellten. Alle, für die es sich jedes einzelne Mal wieder zu kämpfen lohnt. Die jugendliche, derbe Sprache, immer wieder auch von Slang durchzogen, macht The Hate U Give nur noch authentischer.

In Kürze:
Dieser Roman ist brilliant und so, so wichtig. So wichtig, dass er geschrieben wurde. Ein Jugendbuch, das gelesen werden muss, von Erwachsenen und Jugendlichen gleichermaßen. Schonungslos zeigt er Dinge auf, vor denen man am liebsten die Augen verschließen würde, auch wenn man nicht sollte. Polizeigewalt, Kriminalität, Hilflosigkeit und Rassismus. The Hate U Give hat mich völlig unvorbereitet dermaßen heftig erwischt mit seiner Intensität. Ich wünsche mir aus ganzem Herzen, dass dieses Buch einmal zum Klassiker wird.
Starr würde jetzt sagen: Amen, Black Jesus.

Ein herzliches Dankeschön für das Rezensionsexemplar dieses großartigen Buches geht an den cbt Kinder- und Jugendbuchverlag.

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2 Kommentare

  1. Hallo Sophie!
    Ich lese ebenfalls gerade T.H.U.G und finde es einfach nur großartig und unglaublich bewegend bisher. Es ist wirklich krass zu sehen, dass das Thema Hautfarbe immer noch eine so große Rolle spielt. Gerade dieser alltägliche Umgang mit Gewalt und Kriminalität von Starr und ihren Brüdern hat mich sehr schockiert.
    Deine Aussage, dass dieses Buch ein Klassiker werden sollte (der idealerweise vielleicht sogar an Schulen gelesen wird) unterstütze ich vollkommen!
    Tolle Rezension!
    Liebe Grüße
    Hannah

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    1. Liebe Hannah,
      ich finde es wunderbar, dass Dich dieses Buch auch so begeistert! Es wäre wirklich toll, wenn Bücher wie T.H.U.G. in den Schulunterricht einfließen würden, weil sie so wichtig für unsere Gesellschaft sind:)
      Alles Liebe,
      Sophie

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