3. September 2017

Die Holunderschwestern - Teresa Simon


Autorin: Teresa Simon | Titel: Die Holunderschwestern | Roman | heyne | ISBN 978-3-453419230 | 13. Juni 2016 | Taschenbuch mit Klappenbroschur | 512 Seiten

ZWEI UNGLEICHE SCHWESTERN.
EIN VERRAT.

 
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlässt die sonst so vernünftige Fanny nachts das Haus ihrer Familie und fängt ein neues Leben im fernen München an. Sie erlebt in der Stadt die aufregenden Jahren zwischen den beiden Weltkriegen, lebt in einer Zeit des Umbruchs und lernt zahlreiche Künstler und Literaten kennen. Dank ihrer außergewöhnlichen Kochkünste bekommt sie sogar eine Anstellung als Köchin bei einer vornehmen Familie. Doch die Sorge um ihre sprunghafte Zwillingsschwester Fritzi schmälert das Glück der jungen Frau. Vor allem, als diese unerwartet vor der Haustür ihrer Herrschaft auftaucht. Über Generationen hinweg wird Fritzi in der Familie Raith beharrlich totgeschwiegen und als Fannys Urenkelin Katharina durch einen Zufall deren Tagebücher in die Hände bekommt, hört diese nicht nur das erste Mal von Fritzi, sondern taucht immer tiefer in die Vergangenheit ein und kommt einem unvorstellbaren Verrat auf die Spur.

Besonders gut gefallen hat mir die Zeit, in der Fannys Geschichte erzählt wird. Es sind die aufregenden Jahre zwischen 1918 und 1938. Das Ende des Großen Krieges, wie er damals noch hieß, eine Stimmung, die nach einer neuen Ordnung verlangte und damit einhergehende gescheiterte Versuche, und schließlich doch das stetige und unaufhaltsame Schreiten in Richtung des 2. Weltkrieges. Und trotz aller politischen Veränderungen eine Zeit, in der die Moderne immer mehr erblühte. Eine Epoche in der Kunst, in der Künstler langsam den Schritt in die Abstraktion wagten. Natürlich nur bis zu Beginn des 2. Weltkrieges. Da galt nur noch Rasse und Ideologie, Blut & Boden und wunderbare Künstler, die die Moderne so vorangetrieben hatten, wurden vertrieben. Deren Werke zu Entarteter Kunst erklärt. Doch bevor es soweit kommt, erhält Fanny wunderbare Einblicke in Münchens Künstlerkreise und lässt uns als Leser der Holunderschwestern daran teilhaben.

Aber dieser Roman ist nicht nur das Buch einer besondern Zeit, sondern die Geschichte eines großen Verrates. Wie bereits bei den Frauen der Rosenvilla fungiert auch bei den Holunderschwestern ein altes Tagebuch als Vermittler zwischen den Zeiten und doch ist es eine ganz und gar andere Geschichte. Zwei Schwestern im Mittelpunkt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Fanny diejenige, die vernünftig und bodenständig ist und ihre Entscheidungen meist wohl durchdacht. Und dann Fritzi, die immer vorlaut ist und wankelmütig, die irgendwie immer als die Hübschere der beiden angsehen wird. Und vor allem die, die ihre Schwester nicht teilen will, die ihre einzige Freundin sein möchte. Immerhin seien die beiden Zwillinge, verbunden durch ein besonderes Band und gehören zusammen.

Die dritte wichtige Frau dieses Buches ist Katharina, Fannys Urenkelin und eine sympathische Restauratorin, die dem Geheimnis der Zwillinge auf den Grund geht. In ihrer Familie ist die Tatsache, dass die Uroma, deren Rezepte sie immer noch nachkocht, eine Zwillingsschwester hatte, nie erwähnt worden. Genau so wenig wie der Name Fritzi. Bei genaueren Nachfragen stößt Katharina auf eine Mauer aus Schweigen und doch sind diese drei Frauen- Fanny, Fritzi, Katharina- über Jahre hinweg miteinander verbunden. Und das alles fügt sich zu einer exzellent erzählten Familiegeschichte zusammen, die zugleich spannend und emotional ist und durch die Lebendigkeit ihrer Figuren besticht.

In Kürze:
Wer Familiengeheimnisse und Spannung liebt, der kommt nach den Frauen der Rosenvilla auch bei den Holunderschwestern definitiv auf seine Kosten. Erneut lassen sich alle Einzelteile Teresa Simons Geschichte wie die eines 1000-Teile-Puzzles zu einem perfekten Gesamtbild zusammenfügen. Und dennoch sind Die Holunderschwestern eine ganz neue Geschichte! Zwei ungleiche Schwestern, Zwillinge und deren besondere Bindung. Und ein unvorstellbarer Verrat in der aufregenden Zeit zwischen 1918 und 1938, in denen so vieles im Umbruch gewesen ist. Dazu Spannung, Liebe und lebendige Figuren. Eine wunderschöne Schreibe und ganz besonders wichtig: Eine wunderwunderwunderschöne Liebeserklärung an München.

Tipp: Nach dem Lesen sollte man sich die leckeren bayerischen Rezepte von Fanny am Ende des Buches auf keinen Fall entgehen lassen! Nicht nur für waschechte Bayern, sondern auch für alle, die es noch werden wollen.

Mehr Familiengeheimnisse von Teresa Simon:
Die Holunderschwestern
Die Oleanderfrauen (9. Januar 2018)

Ein herzliches Dankeschön und eine riesige Umarmung an Teresa Simon. Danke für das Buch und deine Liebeserklärung an Minga. Deine Liebe zu dieser Stadt spürt man auf jeder Seite!

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2 Kommentare

  1. Hallo,
    danke für die tolle Rezi, das Buch ist jetzt direkt auf meinen WZ gewandert.
    LG Marina

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