2. November 2016

Alles Licht, das wir nicht sehen von Anthony Doerr


Titel: Alles Licht, das wir nicht sehen | Autor: Anthony Doerr | Roman | btb |11. Juli 2016 | ISBN 978-3-442749850 | Taschenbuch mit flexiblem Einband | 528 Seiten

Dieser mit dem Pulitzerpreis ausgzeichnete Roman erzählt die Geschichte zweier Jugendlicher im zweiten Weltkrieg:die der blinden Marie- Laure, die von ihrem Vater auf liebevolle Art und Weise lernt mit ihrer Behinderung zu leben und bei der die Suche nach den richtigen Straßen in ihrer Heimatstadt Paris einem Spiel ähnelt. Und die des Waisenjungen Werner, dessen sanfter Charakter in einer nationalsozialistischen Erziehungsanstalt zum perfekten Nazi versucht wird umzupolen. Beide verschlägt es in das raue Saint- Malo im Norden Frankreichs. Die eine auf der Flucht vor den Deutschen, der andere selbst Deutscher, aber auf der Flcuht vor dem, was er für sein Volk tun soll.

Sprachlich wundervoll miteinander verwoben treiben die beiden Geschichten aufeinander zu, nur um in einem winzigen und zugleich magischen Moment aufeinanderzutreffen, in dem Bomben auf Saint- Malo und seine Trümmer fallen. In diesem dramatischen Moment wird deutlich, wie wichtig diese Begegnung für Marie- Laure und Werner ist. Und sie verlieben sich für diese paar Minuten ineinander.

Es sind zwei stille Helden, von denen wie hier lesen, und die mich genau damit gefesselt haben. Sie stürzen sich nicht in diese schlimme, böse Welt des Krieges mit dem Glauben, dass sie etwas ändern können. Sie sind Kinder und haben zunächst die Kämpfe in sich selbst auszutragen. Sie sind Opfer eines Systems, welches so viel größer ist als sie selbst. Nach und nach aber wagen sie kleine Schritte, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen und bleiben sich dabei selbst immer treu.

Die Geschichten der französischen Marie-Laure und des deutschen Werner wird ergänzt durch die Suche der Nationalsozialisten nach einem sagenumwobenen Diamanten, der in genau dem Museum aufbewahrt worden ist, in dem Marie- Laures Vater gearbeitet hat. Die Suche führt letzendlich zu Marie- Laure und somit nach Saint- Malo, so wie alle Handlungsstränge und Spuren in Anthony Doerrs Roman letztendlich in dieser Stadt zumannelaufen, um sich dort in ihrer Gänze zu entfalten.

Die einzelnen Kapitel dieses Buches halten sich in der Regel sehr klein, sind manchmal nicht länger als zwei Seiten. Dabei sie sehr detailiert, sehr in die Tiefe gehend und bewegend. Es handelt sich dabei um plastische Momentaufnahmen, die durch ihre Dichte bestechen. Es ist eine ganze besondere Art und Weise eine Geschichte zu erzählen, eine, der ich bisher noch nie begegnet bin. Gemeinsam mit der poetisch anmutenden, eindringlichen Sprache und der atmosphärischen Dichte ergibt sich ein schillerndes und allumfassendes Bild der ausgereiften Charaktere und den Jahren von 1934 bis 1945, von denen Alles Licht, das wir nicht sehen erzählt.

Mein großer Dank an btb für das Rezensionsexemplar dieses unglaublichen Buches. Das war eines dieser Bücher bei denen man weiß, dass das Leben durch sie bereichert wurde!

Vielleicht magst du auch folgendes

0 Kommentare