17. Oktober 2015

[Rezension] Wie ein fernes Lied von Michaela Jary



Wie ein fernes Lied von Michaela Jary

Genre: Roman

ISBN: 978-3-492306133

Verlag: Piper

Erscheinungsdatum:10. August 2015

Taschenbuch, flexibler Einband, 544 Seiten






"Als ich schrieb, hatte ich ständig Musik im Ohr- und meine Füße blieben nicht immer still. Dennoch behandelt meine Geschichte ein ernstes Thema: Im dritten Reich eigentlich verboten, war Swing damals eine Metapher für Freiheit. Es war mir eine Herzenssache, davon zu erzählen." Michaela Jary

Hamburg,1939: Verzweifelt sieht Marga dem Zug hinterher, mit dem ihr Jugendfreund Michael in die Ferne reist. Seit sie denken kann, ist sie in den jüdischen Klarinettisten verliebt, zahllose Stunden verbrachte sie mit ihm in den Tanzlokalen der Hamburger Swingjugend. Obwohl seine Herkunft ihn zur Emigration nach Paris zwingt, ist Marga fest entschlossen, ihn wiederzusehen. Denn ihre Liebe ist wie ein Lied, das niemals verklingt. Doch in dessen süße Melodie mischen sich schon bald die kalten Klänge des Krieges... (Quelle: Klappentext)


Michaela Jary hat in ihrem Roman "Wie ein fernes Lied" zwei Zeitebenen geschaffen, die sich perfekt ergänzen. Dadurch wird Margas Geschichte schrittweise von Seite zu Seite enthüllt. Neben der jungen Frau, die zu Beginn des 2. Weltkrieges auf der Suche nach ihrer Jugendliebe ist, begegnen wir als Leser in der Gegenwart der selbstbewussten Musikstudentin Andrea in Paris. Zunächst scheint völlig unklar zu sein, was das Verbindungsglied dieser beiden Handlungsstränge sein könnte- bis auf die Liebe zum Swing. Aber als der mysteriöse Jules Delaborde auftaucht ist klar: Das muss die Verbindung sein! Die Autorin versteht sich wirklich auf das geschickte und spannende Aufdecken wichtiger Zusammenhänge. Da macht das Lesen, auch wegen des angenehmen Schreibstils, wirklich eine Freude.

Die beiden Protagonisten Marga und Andrea sind beides starke Frauen, die größtenteils auf sich alleine gestellt ihre eigene Entscheidungen treffen müssen. Trotz dieser Gemeinsamkeit begegnen dem Leser zwei Individuen, die direkt aus dem Leben gegriffen sein könnten. Beide suchen im Laufe des Romans ihren Platz in der Welt und kommen diesem Stück für Stück näher. Wobei man natürlich auch bedenken muss, dass Margas Umstände zur Zeit des Krieges deutlich schwieriger sein durften.

Krieg und Roman- Das ist normalerweise eine Kombination, die ich inzwischen eher abschreckend finde. Ich kann die gelesenen Romane gar nicht mehr zählen, die vom Überleben der Weltkriege handeln, Romane mit wahnsinnig viel politischem Hintergrund. "Wie ein fernes Lied" ist anders. Hier steht Musik im Mittelpunkt und wie diese durch die Umstände des Krieges zu einem Symbol der Freiheit wird. Anfangs ist Marga noch ein Girl der Swingjugend. Aber dadurch kann sie nicht endlos dem tobenden Krieg entkommen. Irgendwann stellt sie sich als Frau der Realität und sieht, was sie mit ihrer Musik alles bewegen kann. Eine wunderschöne Botschaft dieses Buches- und bei weitem nicht die Einzige...

Unglaublich bewegend und fesselnd! Für diesen gelungenen Roman vergebe ich auf jeden Fall fünf von fünf Schmetterlingen:

Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an den Piper Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars und an Lovelybooks für die gemeinsame Leserunde.

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